Die Schweiz gilt als Paradies für Schokoladenfans – wenn jemand sich einmal etwas genauer mit der Tradition der Schokoladenherstellung beschäftigt, rückt früher oder später ganz automatisch auch die Schweiz ins Blickfeld. Allerdings gibt es noch ein weiteres europäisches Land, in dem die Herstellung von Schokolade eine lange Tradition hat und von großer wirtschaftlicher Bedeutung ist. Die Rede ist von Belgien – das in der Mitte Nordwesteuropas gelegene Königreich Belgien hat nämlich nicht nur viele einzigartige Sehenswürdigkeiten und beeindruckende Landschaften sondern vor allem auch etliche kulinarische Spezialitäten – insbesondere exquisite Süßigkeiten – zu bieten.
Während die belgische Alltagsküche insgesamt als eher bodenständig gilt, gehören die aus Belgien stammenden Süßigkeiten, Schokoladen und Pralinen mit zu den edelsten Süßwaren, welche heute weltweit im Handel angeboten werden. Im Ausland sind insbesondere die so genannten Belgischen Meeresfrüchte bekannt und beliebt – hierbei handelt es sich allerdings nicht etwa um echte Meeresfrüchte sondern um hochwertige Pralinen, welche die Form von Muscheln und Meeresfrüchten haben.
Hochwertige Schokoladentafeln, exquisite Pralinen und viele neuartige Süßigkeiten – an Kreativität mangelt es den belgischen Chocolatiers wahrlich nicht
Vielen Menschen dürfte bei der bloßen Nennung des Stichwortes „Schokolade“ zunächst einmal ganz unwillkürlich das Bild einer rechteckigen Schokoladentafel in den Sinn kommen. In Belgien werden sowohl in Supermärkten als auch in kleineren Läden, welche sich auf den Verkauf von Schokolade und anderen Süßigkeiten spezialisiert haben, dutzende unterschiedliche Schokoladentafeln angeboten. Wer sich einmal in der Süßwarenabteilung eines größeren belgischen Kaufhauses oder auch in einem Feinkostgeschäft umsieht, bemerkt rasch, dass ein großer Teil der dort angebotenen Süßigkeiten auch in Belgien hergestellt wurde (obgleich der für die Schokoladenherstellung benötigte Kakao natürlich nicht in Belgien angebaut wird).
Vergleichsweise preisgünstige Tafeln gehören dort zwar ebenfalls mit zum Sortiment, das hohe internationale Ansehen der belgischen Schokolade lässt sich aber natürlich in erster Linie auf die etwas exklusiveren Produkte zurückführen. Und gerade in diesem Segment sind die Belgier/innen nahezu unschlagbar – von klassisch-noblen Trüffel-Pralinen über Schokoladengebäck mit Marzipan, Nüssen oder besonders hohem Kakaogehalt bis hin zu exotischen Neuschöpfungen mit Rosmarin oder Chili wird hier wirklich alles angeboten, was das Herz leidenschaftlicher Schokoladenfans höher schlagen lässt.
Dass Schokolade für die Belgier/innen nicht nur eine einzigartige Süßigkeit darstellt sondern auch einen ganz besonderen Stellenwert hat, zeigt sich auch an einer Begebenheit aus der jüngeren Vergangenheit. Nachdem die Europäische Kommission im Jahr 2000 ein Gesetz auf den Weg brachte, welches es Schokoladenhersteller/innen erlaubte, statt Kakaobutter auch andere Fette bis zu einem Anteil von 5 Prozent bei der Herstellung ihrer Schokoladenprodukte zu verwenden, wurde vom belgischen Wirtschaftsministerium kurzerhand das Qualitätssiegel „AMBAO“ eingeführt. Ist ein Schokoladenprodukt mit diesem Siegel ausgezeichnet, bedeutet es, dass das Produkt traditionell hergestellt wurde und dass bei der Herstellung nur Kakaobutter-Fette und keine anderen, preisgünstigeren Fette verwendet wurden. Nach der offiziellen Vorstellung und Einführung des Siegels konnten sich Unternehmen aus aller Welt prüfen und zertifizieren lassen, inzwischen wird das Siegel aber nicht mehr neu vergeben.
Wie alles begann – der „Siegeszug“ der belgischen Pralinen
Heute sind kakaohaltige Süßigkeiten wie eben Pralinen und andere Schokoladenprodukte ein echtes Wahrzeichen des Königreichs Belgien. Während die Geschichte der Schokolade bereits viele Jahrhunderte lang zurückreicht, lässt sich bei Pralinen von einer Erfindung des 20. Jahrhunderts sprechen. Jean Neuhaus gründete 1857 das nach ihm benannte Unternehmen Neuhaus. Zunächst konzentrierte sich das Unternehmen vor allem auf Hustenbonbons und andere Gesundheitsprodukte – Süßigkeiten zählten also durchaus nicht von Anfang an mit zum Kerngeschäft dieses heute unter dem Namen Confiserie Neuhaus bekannten Unternehmens. Zwar hatte das Unternehmen von Anfang an auch eine Abteilung, welcher sich mit der Herstellung und dem Vertrieb von Schokoladentafeln befasste, doch erst im Jahr 1912 brachte der Enkel des Firmengründers die ersten Pralinen auf den Markt.
Von diesem Zeitpunkt an war der Siegeszug der belgischen Praline nicht mehr aufzuhalten – innerhalb von kürzester Zeit entwickelten die Pralinen sich zu einem überaus begehrten Produkt und schon bald brachten auch andere Unternehmen und einzelne Chocolatiers Pralinen auf den Markt. Die Praline ist übrigens auch in gewisser Hinsicht ein Sinnbild für die gelungene wirtschaftliche Zusammenarbeit zweier unterschiedlicher europäischer Länder. Der Gründer des belgischen Unternehmens Neuhaus, Jean Neuhaus, war nämlich kein Belgier sondern ein gebürtiger Schweizer. Heute beschäftigt das Unternehmen mehr als 600 Mitarbeiter/innen und verfügt über mehr als 2.000 Verkaufsstellen in zahlreichen unterschiedlichen Ländern.
Belgische Süßigkeiten genießen und echte Schokoladentradition live vor Ort erleben
Wer sich nicht bloß damit begnügen möchte, belgische Süßigkeiten zu kaufen und zu genießen, sollte eine Reise nach Belgien unternehmen. In Museen, Feinkostgeschäften und nicht zuletzt auch in den Stammhäusern berühmter Schokoladenhersteller ist es möglich, eine ganze Menge über die Geschichte, Tradition und Kultur der belgischen Pralinen- und Schokoladenherstellung zu erfahren und natürlich auch immer wieder einige köstliche Süßwaren zu verkosten.
Weitergehende Informationen hierzu finden sich auf…
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